Run the World: Fuerteventura Teil I

Ganz nach dem Motto “ Wo ein Fernwanderweg ist, dort sind auch Trails“ verschlug es uns auf die kanarische Insel Fuerteventura. Abseits der Trailrunning Destinationen Gran Canaria, Teneriffa oder La Palma zog uns diese Insel mit ihrer kargen wunderschönen Landschaft während Vorab-Recherchen in ihren Bann. Und da die Insel mehr von Strandurlaubern bevölkert wird, ist man, sobald es in die Prärie geht, nahezu gänzlich (fast schon ein wenig spooky) einsam unterwegs. Also ganz nach unserem Geschmack.

Der GR 131 ist der Hauptakteur auf Fuerteventura. Nebenbei gibt es noch jede Menge Wanderwege (die sogenannten „Caminos de natural de Fuerteventura“) zu erkunden. Sand, Stein, Schotter. Braun in allen Nuancen und Tönen. Wind, Wind und nochmals Wind. Dazu gesellen sich der ein oder andere Gipfel und Strände, so weit und breit und schön wie ich sie noch nie woanders in Natura erleben konnte. Die Vegetation ist rar auf der Insel. Aber genau das verleiht ihr eine ganz besondere Schönheit. 

Natürlich ist Fuerteventura nicht auf Wandertourismus ausgelegt. Trotzdem gibt es eine ausreichende Markierung (hauptsächlich Holzpfosten) der Caminos. Für eine grobe Übersicht der gesamten Insel half mir die Kompasskarte, für das Tourenplanen-Feintuning der Wanderführer von Rother. Damit kam ich gut zu Recht. Den Rest erledigte ich unterwegs per Sicht (mit etwas Orientierungsvermögen im Gepäck ist das kein Problem).

Möglichkeiten um Flüssigskeitsvorräte unterwegs aufzufüllen gibt es – abseits von Dörfern oder Strandbars nicht. Es ist daher ratsam, immer mit einem ordentlichen Vorrat und über das „normale“ Maß hinaus Flüssigkeit mit sich zu führen. Denn nicht nur die Sonne, Wärme und der Schweißverlust führen zu Durst – mehr  noch der Wind. Der Wind trocknete mich regelrecht aus. Innerhalb kurzer Zeit. Der Schweiß trocknete so schnell vom Wind, dass ich gar nicht mitbekam, dass ich überhaupt schwitzte. Und das bei einer Tagestemperatur von um die 30°C. Ständig musste ich trinken, da in meinem Mund auch Wüste war. Quellen oder Bäche oder dergleichen führen nur bei bzw nach Regen Wasser. Und regnen tut es nur im Januar und im Februar ein paar wenige Tage.

Rund um unsere Base

Der erste Tag auf der Insel führte uns auf eine Erkundungstour, direkt vom Hotel weg. Zuerst ging es barfuß am Strand entlang bis nach Morro Jable, dann noch ein Stück weiter auf dem GR 131. Dieser führte uns über Schotter und Stein auf schmalen Pfaden am Gebirgsfuß des Peninsula de Jandia entlang. Teilweise ging es durch kleine Canyons (Barranco) oder auch mal weglos dahin. Am Ende standen 16k auf der Uhr, von denen wir die Hälfte barfuß zurück gelegt hatten. Die Fußmuskulatur war entzückt, nachdem sie die vergangenen Wochen und Monate in schweren und steifen Winterstiefeln verbringen musste 😎

Drei Küsten auf einen Streich – von El Puertito nach Agua Cabras

West-, Nord- und Südküste am westlichsten Zipfel der Halbinsel Jandia, vereint in einer Runde. Das etwas sonderbare El Puertito mit seinem Trailer-Park, der ziemlich herunter gekommen und verlassen wirkte, einer Bar, die dagegen rege besucht war und ein paar wenigen Häusern, ein Windrad und eine Antenne. Unser Startpunkt. Wir waren die Einzigsten, die zu Fuß unterwegs waren und entschieden uns, den ersten Kilometer etwas abseits der Schotterpiste zur Playa de Ojos zu laufen. Auf der Piste war doch einiges an motorisierten Geräten unterwegs. Wir hatten keine Lust, deren Staub zu fressen. Der Spuk hatte jedoch unmittelbar nach der Playa de Ojos auch schon wieder ein Ende. Die motorisierten „Abenteurer“ fuhren bis zum dortigen Parkplatz, stiegen von ihrem Gefährt, machten ein Foto und -schwupps- schon wirbelten sie wieder den Staub auf, der gerade mal kurz Zeit hatte, sich wieder zu legen. Wir nahmen uns mehr Zeit für diesen sehr beeindruckenden Küstenabschnitt. Beobachteten die atlantischen Wellen, die mit viel Getöse erodierend an der Insel ihrer Arbeit nachgingen. Ein Schauspiel, von dem ich mich – auch im Laufe unseres Aufenthaltes an den ganzen Küstenabschnitten, an denen wir waren – nur schwer losreißen konnte. Die Musik der Brandung ersetzte jegliche MP3 Player oder dergleichen. Dann ging es Richtung Nordküste, auf die westlichsten Ausläufer des Jandia-Massivs zu (Los Salvajes und Las Talahijas). Die Nordküste empfing uns mit der Caleta de Madera (ja, diese Bucht könnte auch auf Madeira so zu finden sein) und wir liefen auf Sand- und Steintrails bis Agua Cabras. Dann querten wir die Halbinsel auf einer Strecke von ungefähr 4k zur Südküste nach Las Salinas um dann wellig wieder zu unserem Auto zurück zu laufen und den Durst mit einer kalten Limo in der Bar zu löschen.

Der Move

Im Anschluss waren wir dann noch an der Playa de Cofete. Einer der eindrucksvollsten Plätze, an denen ich jemals war. Eine nahezu unbebauter (ein kleiner Weiler, „Cofete“, mit Bar und Friedhof, und die Villa Winter), kilometerlanger Strand am Fuß des höchsten Berges der Insel, der Pico de la Zarza. Ich dachte bisher, so etwas gibt es nur noch in einem Film oder an solch entlegenen Orten, die eine wochenlangen Fußmarsch durch unwegsames Gelände erfordern 🙂 Noch heute zweifle ich manchmal, ob dieser Spaziergang an diesem Strand Traum oder Wirklichkeit war…

Ausflug nach Ajui – Caleta Negra

Eine kleine, aber feine Wanderung an der Westküste der Hauptinsel. Die Caleta Negra ist ein Naturdenkmal, trotzdem war es relativ ruhig dort. Im Anschluss wanderten wir noch zur Arco del Jurado und waren wieder fast für uns allein. Das kleine Fischerdorf Ajui mit seiner Bucht mit schwarzem Sand. Dort brandeten die höchsten Wellen an Land. Schon die Autofahrt dorthin führte ins Zentralmassiv um Betancuria, der ehemaligen Hauptsadt der Insel, und bietet schöne Ausblicke, zum Beispiel am Mirrador (Aussichtspunkt) de Sisacumbre. Leider ging es Katja an diesem Tag nicht so gut, so dass wir einen Besuch von Betancuria im Anschluss erstmal verschieben mussten.

Montana Cardon, ein Gipfel ohne Namen, im Hintergrund das Sandmeer El Jable und das Jandia Massiv

Erstes Resume: ganz so karg wie die Insel auf den ersten Blick erscheint, ist sie nicht. Es gibt Vegetation, wenn auch eher spärlich. Hauptsächlich Sukkulenten. Im Zentralmassiv um Betancuria haben wir sogar Gras an den Berghängen entdecken können. Die ein oder andere Eidechse lief uns auch über den Weg. Es gibt Vogelschutzgebiete und dort zwitschert es reichlich. Auch die Atlashörnchen – the squirrels of Fuerteventura – bekommt man zu sehen. Ziegen überall und Schafe bei Gehöften. Ein paar Esel lungerten in den geschützten Salzwiesen an der Playa de Sotavento de Jandia herum 🙂

To be continued….

 

Werbung

6 Kommentare

  1. Danke für das Fernweh. Ich freue mich um so mehr auf mein Trainingslager, das bald ansteht. Endlich heißt es auch für mich wieder mal Fuerteventura. Die Insel hat es mir einfach angetan und ich habe mich sehr über deine Beitrag gefreut. Ganz tolle Aufnahmen hast du zusammengestellt.

    1. Gern geschehen!
      Diese Insel hat mich mit ihrer ganz eigenen, einfachen und vielfältigen Schönheit sehr beeindruckt. Ich werde sie sicherlich wieder besuchen. Obwohl ich nicht so sehr der Meer-Strand-Typ bin, habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Selbst die architektonische „Vergewaltigung“ manch Hotel Anlagen trübt nicht die Austrahlung dieser Landschaft.

      Ich glaube sogar, dort wurde die Farbe „braun“ erfunden 🙂

      Ich wünsche Dir eine schöne Zeit auf der Insel!

  2. Beeindruckende Erzählungen und Bilder sind das von Euch Beiden 🙂 Danke schön. Auch wenn ich unsere Grünoasen hier sehr schätze, der Kontrast dort ist schon beeindruckend und dass man da ordentlich Flüssigkeit benötigt glaub ich sofort.

    Schön, dass Ihr eine kleine Auszeit hattet.

    1. Ja, das ist schon ein gewaltiger Kontrast. Die Kargheit der Insel war wunderschön. Um so mehr freue ich mich nun auf das kommende frische Grün und all die anderen Farben, die uns die Natur in den nächsten Wochen und Monaten schenken wird. Es tat sehr gut, mal eine ganz andere Landschaft als die Gewohnte zu sehen und zu erleben 🙂

  3. Hallo! Wir wollen den Weg gern im Februar mit unseren Kids abwandern, und zwar mit Chariot CX2 Babyjogger/Kinderwagen, könnt ihr uns einen Rat geben ob wegen des Untergrundes bzw. abschüssigkeit irgendwo längere Passagen ausgelassen werden sollten? Auf den meisten Bildern sieht die Route ja für sowas sehr passabel aus, auf Lanzarote auch, auf den anderen kanarischen Inseln eher nicht..

    1. Hallo Martin,

      generell ist auf der Insel mit sandigen, gerölligen und schmalen Pfaden mit mitunter steilen Auf- und Abstiegen zu rechnen. Manchmal geht es auch weglos daher. Da ich keinerlei Erfahrungen im Unterwegssein mit Babyjoggern habe, kann ich Dir diesbezüglich leider keine genaue Auskunft über die Tauglichkeit für Fuerteventura geben. Die Insel ist eher spärlich mit Wanderwegen durchzogen, Wirtschaftswege meistens Sackgassen, Radwege sind absolute Mangelware – dass schmälert die Möglichkeiten für eine „B-Route“, die schmale Pfade auslässt.
      Wir waren hauptsächlich im Süden der Insel – der Halbinsel Jandia unterwegs.

      Gruß Simone

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..