Gestern traute ich meinen Augen nicht, als ich nach einer Woche Abstinenz auf meiner Standard-Laufstrecke am Neckar entlang unterwegs war. Der wilde Kerl ist in einer Metamorphose erstarrt und hat sich zu einem zarten Eisprinzen gewandelt. In den über 18 Jahren, die ich nun am Fluß wohne, habe ich den Neckar so noch nie erlebt!
Klar, es gab immer mal wieder Winter mit einer Dauerfrostphase. In diesen Wintern fror der Neckar an den Ufern zu und dicke Eisplatten flossen den Fluß hinab. Diese Kälteperiode heuer ist jedoch anders: durch den fehlenden Niederschlag führt der Fluß Niedrigwasser. Windstille begünstigt eine kaum noch vorhandene Fließbewegung des Wassers. Die Folge davon: der Neckar ist großflächig von einer Eisschicht bedeckt, welche sich von Ufer zu Ufer hunderte von Metern weit zieht und nur teilweise unterbrochen ist.
Ich konnte kaum meine Augen von diesem seltenen Schauspiel lassen. Am Wehr in Neckarhausen war am Hinweg fast über die gesamte Breite der Wasserfall zu Eis erstarrt – eine Stunde später, auf dem Rückweg, floß das Wasser wieder. Am Wehr kurz vor Neckartailfingen hatte sich sogar Packeis gebildet. Zumindest war dies das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich die Eisformationen dort erblickte…
- Wehr in Neckarhausen
- Wehr bei Neckartailfingen
- Packeis
Nachtrag: diese Bilder entstanden zwei Tage später. „Like Milchglas“
Und wie läuft es sonst so? Ich gebe zu, so langsam habe ich gehörig die Faxen dicke von Kälte, Eis und Schnee. So ganz ist das nicht mehr meins. Besonders seit letzter Woche. Da hatte ich ein eher unglückliches Schlüsselerlebniss. Auf einer lockeren Laufrunde am Neckar unterwegs, zog es mir an einer denkbar ungünstigen Stelle das rechte Bein weg. Auf die Seite fallen, in den Schnee, ist ja nicht so sehr schmerzhaft. Blöd ist dabei nur, wenn der Sturz unsanft von einem Tor abgebremst wird. Nein, nicht meine Schulter bildete den ersten Kontakt mit dem Tor, sondern mein Kopf. Eine Prellung an der rechten Schläfe hinab über den Kieferknochen, eine blutige und dicke Lippe, diverse leichte Prellungen an Knie, Arm und Ellenbogen waren die Folge. Und ein Zahn, der bei genauerer Betrachtung einen Sprung aufweist und somit noch einen Zahnarztbesuch erfordert.
Positiv betrachtet hatte ich Glück im Unglück. Nach den ersten Schreckminuten konnte ich doch tatsächlich locker weiter traben und musste den gesamten Weg nicht nach Hause gehen. Es versteht sich natürlich von selbst, das ich beinahe am weit entferntesten Punkt von zu Hause weg war, keine Rettungsdecke oder dergleichen dabei hatte und mein Handy auch zu Hause lag – denn ich war ja nur auf meiner flachen Homestrecke unterwegs… was konnte da schon passieren? Die Dröhnung im Kopf wurde zum Glück nicht schlimmer und so fand ich den Weg zwar etwas wackelig, aber nicht frierend nach Hause. Der Sturz hatte nicht nur körperliche Blessuren hinterlassen, sondern auch mentale. So zog ich bei den nachfolgenden beiden Läufen schnee- und eisfreie Gehwege vor. Erst gestern traute ich mich wieder auf Schnee. Unbekümmertheit während dem Laufen sieht anderst aus. Das seltene Naturschauspiel des zugefrorenen Neckars lenkte mich jedoch ab und die Sonne, die klare Luft waren wohltuend.
Da sich meine läuferische Begeisterung für diese Wetterlage deutlich in Grenzen hält, nutze ich nun auch gleichzeitig diese, um mein Laufpensum deutlich zu verringern und meinem Körper die Möglichkeit zu geben, sich auszuruhen und Kraft zu tanken für das bevorstehende Frühjahr. Auch wenn das Frühjahr hier zu Lande noch eine Zeit auf sich warten lässt – Katja und ich haben bereits vorgesorgt. Denn genau heute in sechs Woche gönnen wir uns sieben Tage Sommer auf einer Insel, die zwar weniger für Trailrunning und Wandern bekannt ist, aber nach einiger Recherche doch viel zu bieten hat:
Quelle: KanarischeInseln youtube
*Freu* 🙂