Kleine Dinge und ihre Glückseligkeit

So, die erste richtige herbstliche Laufwoche liegt hinter mir. Vorbei sind die Zeiten, an denen ich jeden Tag bei strahlend blauem Himmel oder lockerer Bewölkung bei warmen Temperaturen durch die Gegend laufen konnte. Zumindest hier in BaWü. Das schmälert meinen Spaß beim Laufen jedoch nicht im geringsten. Ok, mit längeren Pausen während des Laufens muss ich nun sparsam umgehen – ich kühle ohne Bewegung doch recht flott aus. Aber die Luft! Und die Temperaturen! Hach, sooo easy kann sich Laufen anfühlen… ich hatte es schon beinahe vergessen.

  Ganz schön spooky wie leichtfüßig wieder die Anstiege sind und wie wenig Gehpausen bei längeren Runden nötig sind 🙂

Aber selbst wenn der Himmel wolkenverhangen und vom Hochnebel geschwängert ist – zu erleben gibt es allemal was. Da war zum Beispiel auf meinem Forstwegritt durch das Tiefenbachtal die Schafherde, welche, als sie mich entdeckten, aus ihrem Morgenschlummer aufwachten und allesamt ganz erwartungsvoll (ich fragte mich die ganze Zeit nur auf was?) auf mich zu kamen. Erst als sie bei mir waren, erkannten sie wohl, das ich nicht ihre Hirtin war und wendeten sich gelangweilt von mir ab.

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Oder der lockere Lauf nach einem Arzttermin und vor Arbeitsbeginn im Neckartal. Zwischen ein wenig Fahrtspiel und Liegestütze auf dem Rückweg an Bänken am Wegesrand erlaubte ich mir, mich mitten in ein Sonnenblumenfeld zu stellen. Plötzlich war wieder gefühlt Sommer, auch wenn mir ein kalter Nordostwind kräftig um die Ohren blies 🙂

Dann kam, was kommen musste. Die Hälfte meiner Kollegen hat die erste Erkältungswelle erwischt. Und da davon noch die Hälfte voll bepackt mit ihren Viren und Bakterien versprühend doch zur Arbeit kamen anstatt sich ein paar wenige Tage Ruhe zu gönnen und zu Hause zu bleiben – erwischte es auch mich. Zum Glück nur leicht und eigentlich auch nur drei Tage. Schnupfen. Als sich die ersten Symptome in mir breit machten, ich mich jedoch nicht schlapp und müde fühlte (in diesem Zustand verbitte ich mir Sport), dachte ich am Freitag früh „Ok, das Risiko geh ich jetzt ein. Ich laufe heute trotzdem zur Arbeit. Danach: entweder geht der Schnupfen oder er nistet sich ein, also – Hopp oder Topp“, Natürlich war es ein Hopp… das war es mir aber wert.

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Der Neckarsteg ist wieder offen

Auch wenn dadurch dann ein geplanter Trailrun am Wochenende auf der Alb zu einem Spaziergang am Neckar wurde. Ein Spaziergang soll ja auch der Genesung förderlicher sein als eine Laufrunde. Obwohl, so ganz sicher bin ich mir da nicht. Denn am Samstag Abend waren wir bei Freunden zum Essen, und wir kamen das erste Mal in unserem Leben in den Genuss, uns an pulled pork, pulled beef und einer bacon bomb zu laben. Zur Verdauung gab es eine schottische Whiskeyverköstigung. Ich glaube, das war´s. Es ist um mich geschehen. Was für ein Orchester an Geschmackserlebnissen! Besonders der Whiskey mit dem stärksten Raucharoma war mein absoluter Favorit. Eine Symphonie in Mund und Nase. Nur ein winziger Schluck – der Nachhall des rauchigen Aromas dauerte und beglückte mich gefühlt den ganzen Abend voll. Da wird Schottischer Whiskey – in winzigen Schlucken und mit sehr viel Bedacht eingenommen – zur wahren Medizin. Über 58% befreiten meinen Körper von den ungewollten Untermietern in der Nase und beglückten meinen Geist mit einem Orchester von Aromen. Statt ab und an in unregelmäßigen Abständen an einem Gläschen Wein zu nippen wird nun dieses manchmal ab und an durch ein Gläschen schottischen Whiskey ersetzt.

der rauchige Laphroaig

der rauchige Laphroaig

Heute konnte ich mir dann schon wieder Dank einer freien Nase eine Laufrunde gönnen. Und da ich in solchen Fällen da lieber mal ein wenig mehr Vorsicht walten lasse als die Härte der Nachsicht zu riskieren, blieb es bei einer kurzen und lockeren, winzigen 6km langen Laufrunde. Ohne viel Tamtam – aber mit blauem Himmel, tollen Wolkengebilden, herbstlichen Wiesen, gärigem Fallobst und ganz viel Glückseligkeit 🙂 !

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4 Kommentare

  1. Wie schön Du das wieder geschrieben hast! Richtig philosophisch! ❤
    Tja, dann werden wir uns wohl mal demnächst auf die Suche nach so einem köstlichen Tröpfchen machen müssen. Der Laphroaig ist ja so wie wir ihn probieren durften, in Deutschland leider nicht zu haben… 😉

    1. Danke!
      Wir werden sicherlich fündig werden. Oder ich beauftrage unseren Whiskyprofiverköstiger uns von der Messe im November ein schottisches Tröpfchen mit zu bringen 😉
      💋

  2. Was für ein schöner Einstieg in den Morgen mit deinem Beitrag! So schön geschrieben. Die Sonnenblumen sehen ja einfach herrlich aus. Hier haben sie schon im Sommer herumgemickert und sahen auf den Feldern richtig trist aus.

    1. Danke!
      Bin selbst verwundert wie schön und stark die Blumen zum Teil noch sind. Je nach Lage des Feldes. Wir haben hier im Neckartal ähnlich klimatische Bedingungen wie im Rheintal. Warm und viel Sonne da die Region im Regenschatten des Schwarzwald liegt. Wenn man ganz viel Glück hat lässt sich sogar im November noch die ein oder andere Erdbeere finden.
      Mal schauen wie lange noch die Sonnenblumen durch halten ☺

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