Der letzte offizielle Ultra des Jahres. Abermals lief es für Katja und mich nicht so wie geplant, gewünscht und erhofft. Trotzdem sind wir zufrieden mit dem, was wir vergangenen Sonntag beim Allgäu Panorama Ultra Trail geleistet haben – denn immerhin standen am Ende doch noch 49km mit 2000HM auf der Uhr.
Für die ganze Strecke des APUT fehlten uns noch zusätzliche 20km und 1000HM, denn dieser wartet mit knapp 70k und knapp 3000HM auf. Die letzten 20k waren wir ja bereits an Pfingsten abgelaufen, das hält den Landschafts-Verlust für uns in Grenzen. Katja kämpft immer noch mit einem Trainingsdefizit und einem daraus resultierenden Formverlust aus dem letzten Jahr (verursacht durch einen Fersensporn an der Achillessehne, welcher immer noch nicht ganz weg ist). Bei mir war es der Kopf, der nicht mehr wollte. Ich bin dieses Jahr mental nicht so stark wie die letzten beiden Jahre, seit ich Ultras laufe. Hätte ich das bereits Ende letzten Jahres gewußt, wie sich die Dinge dieses Jahr entwickeln, hätte ich meine Saison wohl anders geplant. Aber mei, die Zeit lässt sich nicht zurück drehen und so versuchte ich eben, das Beste noch heraus zu holen. Und sooo schlecht ist die Bilanz ja nicht. Lichtenstein Trailmarathon gefinished. Beim ZST XL hatte ich erst Pech mit dem Magen, dann machte aber der Kopf nicht mehr mit. Bei der ZTC wollte das Wetter uns nicht bis zum Ziel lassen. Am vergangenen Sonntag nahm ich die Möglichkeit war, die Ultra Trail Strecke des APUT zu kürzen, dafür gab es dann eine Marathonwertung inkl. Medaille. Der Veranstalter ist sogar so fair, das wir nicht in der Marathon-Ergebnisliste stehen, sondern in einer gesonderten Liste „Ultra Trail Wertung Oberstdorf“.
Es passiert alles nur im Kopf und deswegen ist es so entscheidend, dass die Schaltzentrale ausgeruht ist und alle Reserven mobilisieren kann. Denn nur eine entspannte Sportlerin ist eine gute Sportlerin!
-A. Flammersfeld-
Der Kopf ist der entscheidende Motor, um Langstrecken zu bewältigen. Ich war und bin alles andere als mental ausgeruht. Der Lebensbereich Arbeit forderte das letzte Jahr viel Energie und mentale Stärke, oft mehr als mir lieb war. Das wird auch noch so weiter gehen. Es ist noch nicht wirklich absehbar, wann ich endlich wieder in strukturierten und damit ruhigeren Verhältnissen meiner Tätigkeit nachgehen kann. Der Arbeitsalltag hält viele neue Herausforderungen bereit und diese wollen und müssen bewältigt werden. Viel Energie verwende ich darauf, mich an die neuen Umstände anzupassen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier… und angewohnte Verhaltens- und vor allem Denkmuster zu ändern erfordert über lange Zeit eine hohe Achtsamkeit, Aufmerksamkeit vor allem sich selbst gegenüber. Das kostet viel Kraft und Energie. Ich setze diese Kraft und Energie aber gerne ein, denn ich weiß, das es gut für mich und meine Zukunft ist – und zwar egal in welchem Lebensbereich – alle Bereiche werden davon profitieren. Dafür werde ich aber nun im Lebensbereich Sport etwas kürzer treten bzw meine gesteckten Ziele für die Zukunft anpassen müssen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, das meine Energieverfügbarkeit auch ihre Grenzen hat. Eigentlich wollte ich 2017 in Richtung 100km gehen – aber mit dem mir derzeit zur Verfügung stehendem Energiepotential lege ich dieses Ziel erstmal bei Seite. Lieber baue ich meine Basis noch mehr auf und stärke sie. Meine bisherige Jahresbilanz an Laufkilometern spricht auch mehr als dafür, das ich da auf dem richtigen Weg bin 🙂 Die 50km am Sonntag konnte ich gut stemmen. Irgendwann wird es auch auf Arbeit etwas ruhiger werden, so das ich dann sicherlich wieder mehr Lust und Muße und Bereitschaft in mir trage, um Strecken jenseits der 60km bewältigen zu können. Ja, denn 10km mehr wären am Sonntag beim APUT noch drin gewesen, 20km vom Körper her eigentlich auch – denn der ist fit – aber ich konnte mich einfach nicht überwinden, über mehrere Stunden hinweg zu quälen. Ich hatte einfach keine Lust dazu, mir verging dann der Spaß an der Sache. Das ein Ultra nicht immer *FriedeFreudeEierkuchen* ist, ist mir klar – aber mehr geht halt momentan nicht. Ich sehe diese Unlust auch als einen Schutzmechanismus meines Geistes. Und ich habe zugegeben Angst davor, wenn ich nun im Sport an mein absolutes Limit gehe, den worst case zu provozieren – nämlich auszubrennen. Kein Finish der Welt (und auch kein Arbeitsplatz der Welt ;-)) ist mir das wert.
Bis ich also wieder mental genau so fit bin wie körperlich, werde ich erstmal kürzere Brötchen backen, mich mehr auf eigene Projekte konzentrieren (da schwirren ganz viele Ideen in meinem Kopf und die Jusi-Challenge will ich ja auch noch schaffen). Ich werde weniger an Veranstaltungen teilnehmen so dass ich terminlich flexibler bin und wirklich ganz nach eigenem Dünken lange Kanten laufen kann. Dann, wenn mir innerlich danach ist und nicht dann, wenn der Tag X bevor steht. Diese Entscheidungen nehmen mir den Druck in Zukunft und ich kann mich befreit meiner geliebten Langstreckenlauferei hingeben, ohne das sie für mich zum Stress wird.
Wie war denn dann nun der APUT? Wow, was für eine Strecke! Die Aussicht ist grandios und ein ständiger Begleiter. Die Trailabschnitte sind eher dünn gesät, dafür aber alle technisch nicht anspruchsvoll und gut laufbar. Viele lange Asphalt- und Forstwegabschnitte sind auch dabei. Daher ist es für mich mehr ein Landschaftsultra. Das pornöse Panorama macht den Untergrund wieder wett und die Lauferei kommt garantiert nicht zu kurz. Ebenso die familiäre Atmosphäre, die ausgesprochen freundlichen Helfer, der sympathische Organisator und sein Team, die Fairness, das Miteinander. Eine sehr schöne Veranstaltung in der viel Herzblut liegt.
Und wie ging es mir? Zu Anfang lief es gut, ich war immer gut in der Zeit und hatte mit den Cutoff keinerlei Probleme. Da die Sonne ungebremst den ganzen Tag auf mich nieder schien, nutzte ich jede Möglichkeit, mich abzukühlen. Bis knapp über die Hälfte der Strecke machte ich mir überhaupt keine Gedanken, wie weit ich heute kommen könnte. Erste Zweifel kamen auf dem Abschnitt von Riezlern hoch zum Söllereck. Das zog sich wie Kaugummi und ich konnte mir nicht vorstellen, weiter wie Oberstdorf zu laufen. Eine Krise also. Beim Downhill vom Söllereck hinunter Richtung Oberstdorf ging es mir jedoch wieder viel besser, und Hoffnung keimte auf, vielleicht doch die ganze Strecke bis nach Sonthofen zu schaffen. Dann kam der Hatscher bis zur Skiflugschanze… die Beine taten weh, der Körper zeigte deutlich Erschöpfung, die Lust am Tun wurde wieder weniger und ich fing an mit mir zu hadern. Was sollte ich nur tun? Ich konnte mich nicht entscheiden – aufhören oder weiter gehen? Daher beschloß ich, am VP erstmal auf Katja zu warten. Wenn Katja bis zum Ziel wollte, würde ich mit ihr gehen. Tja, was soll ich sagen – wir waren beide – aus unterschiedlichen Motiven heraus – nicht abgeneigt, der Verlockung des süßen Ende des APUT in Oberstdorf zu widerstehen. Püntklich zu Kaffee und Kuchen trafen wir dann mit dem Shuttle aus Oberstdorf in Sonthofen ein!
Hier geht es zu Katja´s Bericht
Und weil es so schön war im Allgäu gibt es auch noch jede Menge Bilder:
- Iller
- Fischen
- Rubihorn
- Illertal
- Blick zum Grünten und Sonnenkopfgrat
- Sonnenkopfgrat
- Alles dabei?
- Preracedinner
Ich finde unsere Entscheidung war richtig, vor allem am nächsten Tag in der Arbeit war ich froh nicht weiter gelaufen zu sein, denn sonst hätt ich da wohl ein echtes Problem gehabt.
Und Du wirst sehen, es kommen auch wieder andere Zeiten. Notfalls rocken wir dann die 100er mit unseren Gehwägelchen wenn wir in Rente sind. 😉 ❤
😂😂😂 YES! The old ultra grannies 😆
Ich stehe auch voll hinter unserer Entscheidung ❤
Sehr schade, dass es nicht ganz geklappt hat. Aber es müssen halt wirklich Kopf und Körper zusammen spielen und das eine kann nur das andere kompensieren bei kleineren Defiziten. 😉
Das wichtigste ist, dass Ihr hinter Eurer Entscheidung steht, bis dahin Spaß hattet und es eine tolle Erfahrung war. 🙂
Über die ultra grannies musste ich laut lachen….ich komm dann im rollstuhl hinterher kicher….
Liebe Grüße
Nadine
Traurig sind wir nicht 😉
Es war ein sehr schöner Tag ☺