2015 lag ganz unter dem Stern „Erfahrungen sammeln“. Während mein Ultratrailpremierenjahr 2014 noch recht „fluffig“ und ohne größere Hürden daher kam, bekam ich 2015 die volle Breitseite. Nein, kein DNF. Aber ich war noch nie so nah dran an einem DNF. Nicht physisch, rein psychisch. Das war das größte Lehrstück, welches ich aus 2015 in die kommenden Jahre mitnehmen werde: ein DNF, welches ausschließlich zwischen den Ohren stattfindet und nicht durch absolute mentale Erschöpfung verursacht wäre, ist keine Option mehr.
2015 konnte ich die Saison gleich mal mit einem Highlight eröffnen: der T40 des MIUT auf Madeira im April. Noch immer bin ich geflasht von dieser Insel, von der Vegetation, der Beschaffenheit der Trails (werde mit Alb noch mit Alpen vergleichbar), der klimatischen Verhältnisse, die Düfte, die Schönheit, die Wucht des Atlantiks, die Schroffheit der Steilküste, das gute Essen und der beste Milchkaffee den ich bisher schlürfen konnte. Der MIUT selbst lässt keine Wünsche offen, die Organisation der Veranstaltung war tippitopi und die Strecke ist einfach der Hammer. Mein Respekt davor ist enorm. Sicher ist, das ich dorthin wieder kehren werde. Nicht 2016, aber geplant ist 2017.
Dann folgte im Mai der erste Ultra des Jahres, der Hartfüssler Trail im Saarland. Eine kleine aber feine Veranstaltung, die ich sehr empfehlen kann. Der Mix aus Trails, Bergbauanlagen und zu erklimmende Kohlehalden sorgt für reichlich Abwechslung, lässt keine Langweile aufkommen und einen die Strapazen schnell vergessen. Ein wenig bedauerlich finde ich die Umterminierung ab 2016 von Mai auf August. Sie ist wichtig, denn der Naturschutz hat natürlich Vorrang. Trotzdem schade, da der Hartfüssler Trail nicht mehr als Vorbereitungs-Wettkampf genutzt werden kann. Ausserdem wäre ich den Hartfüssler gerne nochmal in einem komplett gesunden Zustand gelaufen und nicht bereits kränkelnd so wie dieses Jahr. Mal schauen, vielleicht irgendwann mal wieder. Vorerst ist er jedoch aus meinem Fokus gerückt.
Der prägnanteste und lehrreichste Ultra dieses Jahr war für mich der ZST XL beim ZUT. Eigentlich ein „alter Bekannter“, nahm ich doch zum dritten Mal am ZUT teil. 2013 der Basetrail (seit 2015 Basetrail XL), dann 2014 der Supertrail (meine Ultratrailpremiere) und 2015 dann das update auf den ZST XL. Jetzt, im nachhinein betrachtet, gleicht es doch einer Ironie was die Wetterbedingungen anging. 2015 reiht sich ganz nah an den Jahrhundertsommer 2003 was die Anzahl der Hitzetage und die Niederschlagsarmut betrifft. Ausgerechnet jedoch am Wochenende des ZUT gab es einen Wintereinbruch in den Alpen und Dauerregen. Die Strecke musste teilweise auf eine Alternativroute umgeleitet werden und eine Verkürzung gab es auch. Traurig war deshalb jedoch so gut wie kein Teilnehmer. So wurden aus 80k mit über 4000Hm „nur“ 70k mit über 3000HM. Der Dauerregen nagte ordentlich an meinem Nervenkostüm und dreimal war ich unterwegs kurz davor, aufzugeben.
Unvergesslich bleiben mir die Momente, die mich an diesem Tag prägten:
Die Fassungslosigkeit, welche mich im Bus zum Start fahrend nach Ehrwald ergriff während ich die Sturzbäche Regenwasser am Fenster beobachtete.
Die klar im Kopf geformten Worte: „Katja, ich steig aus und geh zurück“ kurz vor dem ersten VP (Pestkapelle) und welche dann doch nicht den Weg in die Öffentlichkeit durch meinen Mund fanden.
Der Schneefall und Nebel im Anstieg zum Scharnitzjoch. Die Stimmung war so mystisch, jegliche Geräusche wurden verschluckt – ein absolutes Highlight!
Zuerst die Hoffnung auf endlich besser werdendes Wetter um umgehend danach mich wieder im strömenden Regen und damit in einer erneuten handfesten Krise wieder zu finden (rund um den VP Hubertushof)
Das Wissen und die Freude, nun doch bis zum Ziel gehen zu können, nachdem wir den Kälbersteig ohne Probleme gemeistert hatten.
Natürlich: der Zieleinlauf! Die hohe Emotionalität dieses Augenblicks erreichte mein Bewußtsein erst Wochen später… und der Stolz auf die erbrachte Leistung (nicht im Hinblick auf die Distanz sondern auf den letztlich gewonnenen mentalen Kampf mit mir selbst und der daraus resultierenden Bedeutung) treibt mir heute noch die Tränen in die Augen. Eigentlich verarbeite ich diesen Tag erst jetzt so richtig…*Gänsehaut*
Die frisch gebackene heiße Waffel mit dem riesigen Sahnhäubchen obenauf im Ziel, dargereicht von einer lächelnden Frau Albrecht persönlich – war das kulinarische Highlight dieses grauen und nassen Tages.
Das Wichtigste: Bei widrigen und garstigen Bedingungen ist es so viel besser, nicht allein zu laufen. Gemeinsam mit der Vertrauensperson an sich zu laufen, sich gegenseitig zu helfen, gemeinsam stark und schwach zu sein um dann doch nicht aufzugeben – unbezahlbar!
Ungeplant gesellte sich dann noch im August die Teilnahme an einem Mannschafts-Langdistanz-Triathlon hinzu. Mein erster Marathon auf Straße und körperlich schmerzhafteste Wettkampf der Saison 🙂
Die Planung für 2016 steht. 2016 wird ganz im Sinne von Kräftigung der bisher erlangten Ultrafähigkeiten und weiterer Erfahrungen-Sammelei stehen um ein gesundes und starkes Fundament für 2017 zu schaffen. Zu viel möchte ich für 2017 noch nicht verraten – nur so viel, als das ich die Latte was technische Schwierigkeit, Distanz und Höhenmeter bei Ultratrails angeht, eine Stufe nach oben setzen möchte.
Aus privat-organisatorischen Gründen fiel die Wettkampf-Auswahl mehr auf nationale Territorien bzw. das nahe Ausland, für die nur geringfügig – wenn überhaupt – Urlaub eingeplant werden muß. Die Saison wird im Mai starten und sich bis zum Oktober hinziehen. An Wettkämpfen stehen drei Marathondistanzen und zwei Ultradistanzen auf dem Kalender. Dazu werden sich noch eigene, autarke und autonome lange Kanten bis in den Ultrabereich gesellen. Ausserdem schwirren noch Ideen über 12h- und 24h-Wanderungen (in Eigenregie) durch unsere Köpfe…
Den Anfang wird der TrailMag Lichtenstein Sky Marathon am 07. Mai machen. 43k, 2000HM und das in den heimischen Gefilden der Schwäbischen Alb, organisiert von DEM deutschen Trailexperten-Team unter der Federführung des Herrn Chefredakteur Denis Wischniewski. 2000HM auf der Schwäbischen Alb bedeuten ein einziges auf und ab welches die Oberschenkel ordentlich shreddern wird.
Am 12. Juni gibt es ein klitzekleines WarmUp für den ZUT: der Hohenneuffen Berglauf (Wer so oft wie ich am Hohenneuffen laufen geht, ist das eine Pflichtverantaltung *g*)
Am 18. Juni folgt dann die noch offene Rechnung für die Originalroute des ZST XL. Ich hoffe inständig, das wir die Originalroute auch tatsächlich nächstes Jahr laufen können… *Daumen drücken*!
Am 23. Juli dann ein Marathon, auf den ich seit es ihn gibt heiß bin. Die letzten zwei Jahre habe ich mich jedoch nicht getraut, da er „nur“ 4 Wochen nach dem ZUT stattfindet und ich mir nicht sicher war, ob ich bis dahin genügend regeneriert bin. Ich muss sagen, mein Respekt davor ist enorm. Das wird eines der Highlights in 2016 und ich bin jetzt schon gespannt wie Flitzebogen darauf. Ganz besonders bin ich gespannt, ob nächstes Jahr das Wetter mitspielt und damit zum ersten Mal seit es diese Veranstaltung gibt der Zielbogen auch dort durchlaufen werden kann, wo er hingehört. Nämlich in unmittelbarer Nähe des Gipfels der Zugspitze. Ich werde mich also dem Marathon auf die Zugspitze im Rahmen der ZTC (Zugspitz Trailrun Challenge) stellen. Ich war noch nie auf diesem Berg (auch nicht mit der Bahn), bin nur an ihm und fast um ihn gelaufen – nun ist es an der Zeit, diesen Berg, mit dem alles begann, mit eigener Kraft zu erobern! Fragt mich nicht, wie oft ich bereits dieses Höhenprofil studiert habe… bis km20 ist alles gut, aber dann wird´s very serious. Der Anstieg auf die Biberwierer Scharte hält über 1000Hm auf nur 4k verteilt bereit. Da gibt es nur ein Wort: s t e i l! Und wenn wir tatsächlich von Sonnalpin hoch auf den Gipfel können, dann ist der letzte Kilometer v e r t i k a l
Am 14. August folgt dann der zweite Ultra im Rahmen einer Veranstaltung – ein Klassiker, der Allgäu Panorama Ultra (APUT). Auch dieses Höhenprofil flößt mir ordentlich Respekt ein… besonders der Abschnitt zwischen km50 und km60 wird happig. Irgendwie kann ich mich nicht dem Eindruck verwehren, als ob die letzten Meter auf den Gipfel des Sonnenkopf auch vertikal daher kommen… Hier habe ich mir fest vorgenommen, im Vorfeld die letzten 20km der Strecke (von Oberstdorf nach Sonthofen) abzulaufen und genauestens zu studieren.
Zu guter letzt möchte ich dann am 09. Oktober in Bräunlingen beim Schwarzwald-Marathon starten. Kein Trail, aber Landschaft. Und Höhenmeter gibt´s im Schwarzwald ganz umsonst dazu 🙂
Schöne Läufe hast dir ausgesucht. Den APUT muss ich auch noch laufen, liegt aber einfach blöd am Anfang der Sommerferien, da bin ich leider immer im Urlaub 😉
Ja Zugspitze ist toll und wollte eigentlich den Marathon laufen aber am liebsten auch ganz hoch. Da aus Sicherheitsgründen bei den beiden Veranstaltungen immer unten am Bonnalpin auf 2500 das Ziel war habe ich eine Teilnahme verworfen. Aber das heist nicht das ich nicht mal zu Fuß da hoch laufen. Ich will wenn es zeitlich mal passt mit Freunden von Garmisch aus auf die Zugspitze laufen.
Beim Lichtenstein Sky Marathon sehen wir uns natürlich, ist ja Pflicht 🙂
Im Allgäu kann man auch schön Urlaub machen 😉
Ich hoffe, das Wetter ist uns 2016 bei der ZTC hold und wir können dann das erste Mal wirklich bis ganz hoch.
Lichtenstein wird einfach nur klasse 🙂
Ja da kann man auch Urlaub machen aber wenn Berge, dann gehen wir nach Krün. Dort ist es einfach schön.
Aber 2016 müssen wir endlich nach Jahren wieder ans Meer. Toskana ist angesagt 🙂
Auch schön!
Oh ja… da werden viele, viele sehr intensive Erinnerungen wach!!!
Und die Vorfreude auf all unsere Vorhaben in 2016 steigt… so ab und an kribbelt es beim Gedanken daran schon ziemlich dolle! *g*
Ich hoffe, ich kann es noch schaffen, Dich überall auch laufend zu begleiten!
Und falls nicht, bin ich natürlich trotzdem dabei… dann eben als größter Fan und Support in Personalunion 😉 ❤ :-*
Na die positiven Weichen für 2016 sind ja gestellt, das auch Du überall laufend dabei sein kannst. Wobei ich auch nix gegen den weltbesten und ❤ lichsten Support hätte 😉 :-*
Ah, die hast die Rückblick/Vorschau-Saison eingeläutet 🙂 Bei mir wird 2016 ein ruhiges Übergangsjahr. Max. 80km, kein Druck, guten Level halten. Wenn alles klappt, wird’s dann in 2017 wieder einen 100-Miler geben 🙂
Also von einem 100-Miler bin ich noch meilenweit entfernt…
So hoch möchte ich die Latte 2017 noch nicht setzen. Aber ein Stückchen näher kommen 🙂
Dann sehen wir uns beim ZUT und wahrscheinlich bei der ZTC 🙂
Yep!
Eine wirklich sehr interessante Zusammenfassung eines noch interessanteren Laufjahres. Deine Planung für das nächste Jahr hört sich auch sehr gut an, vor allem mit Hinblick auf 2017. Erfahrung und Fundament ist wirklich gold wert. Ich hoffe, dass du viel Spaß dabei hast und gut durch die neue Laufsaison kommst.
Danke!
Das Schöne am Langstreckenlauf ist, das man immer und ständig am Erfahrung sammeln ist. Ein solides Fundament gibt viel Sicherheit, welche mir wichtig ist. Da wird sogar mein Hang zur Ungeduld äusserst geduldig 🙂
Das ist ja interessant mit der Ungeduld. 😀
Yep… ich wundere mich da immer wieder über mich selbst das ich das in dem Bezug so gut kann 😀