Vergangenes Wochenende war es soweit: Eine Dienstreise der besonderen Art nach Irland zum Langdistanz-Triathlon in Killarney, dem Hardman, stand an. Zum ersten Mal war ich Mitglied einer Mannschaft in einem Langdistanz-Triathlon, zum ersten Mal durfte ich im Dienste meines Arbeitgebers meine Laufleidenschaft ausüben und zum ersten Mal bin ich einen Marathon auf hartem Untergrund gelaufen. Ganz viel neue Erfahrungen und klasse Erlebnisse. Das alles mit einer tollen Truppe und dazu noch in einer Landschaft, die mich mit ihrer Schönheit tief beeindruckt hat. Ein Geschenk!
Gastautor: Mario Hoppe
Prolog
Am Anfang diesen Jahres keimte eine Idee bei meinem Arbeitskollegen Artur Novak aus dem Werk Tralee in Irland, auf. Selbst sportbegeistert, machte er sich auf den Weg zu seinem Chef Nick Bolton (Plant Manager Tralee), um anzufragen, ob BorgWarner (unser aller Arbeitgeber, in Folge BW genannt) nicht eine Mannschaft für den Langdistanz-Triathlon in Killarney, den Hardman, sponsern möchte (Killarney ist 30km von Tralee entfernt). Zufällig war auch Brady Ericson (Leiter der Business Unit Emissions System im Konzern BorgWarner) gerade im Werk Tralee. Beide waren von der Idee begeistert und gaben ihre Zustimmung. Danach kam eines zum anderen und dann ging alles schnell. Die Nachricht verbreitete sich in Europa, und jedes BW-Werk durfte Mannschaften zum Hardman schicken. Somit standen dann am Samstag, den 22.08.2015, 10 BW-Teams aus ganz Europa an der Startlinie des Hardman:
Team Rzeszow (Polen), Team Vigo (Spanien), Team Viana (Portugal), Team Bradford (Großbritannien), Team Tralee1+ Tralee2 (Irland), Team Oroszlany (Ungarn), Team Esslingen, Team Oberboihingen und Team Muggendorf (alle Deutschland).
Die Teilnehmer der Teams waren bunt gemischt: Vollblut-Triathleten, Rookies, viele hatten bisher noch nie solch lange Distanzen in ihrem Sport bewältigt. Die Teilnehmer des polnischen Teams mussten sogar in einen Ausscheidungswettkampf, um am Hardman teilnehmen zu können. Der Hardman ist eine kleine Veranstaltung. Etwa 100 Einzelstarter und 15 Teams auf der Langdistanz, dazu kamen 85 Einzelstarter auf der olympischen Distanz. Klein, überschaubar und familiär. Jeder grüßt jeden auf der Strecke, egal ob man zu den Favoriten zählt oder Schlusslicht ist. Genau so mag ich es, solche Veranstaltungen sind mir viel lieber als wenn hunderte oder gar tausende von Athleten anonym um mich herum wuseln.
Der Termin passte gut in meinen Wettkampf-Kalender und somit bewarb ich mich für den Runpart des Teams Oberboihingen, den Marathon. Es lag genügend Zeit zwischen meinem letzten Wettkampf (Zugspitz Supertrail XL) zum regenerieren und um mir den harten Untergrund anzugewöhnen. Wenn man so wie ich bisher Langstrecken nur auf Trails gelaufen ist – und überhaupt, das Läuferherz mehr für Trailrunning schlägt – empfiehlt es sich, den Laufapparat an die doch andere Belastung des Laufens auf Straße anzugewöhnen. Dazu gesellten sich noch regelmäßige Tempoeinheiten. Das alles lief für mich gut und ohne nennenswerte Probleme.
Anreise und Akklimatisierung
So machten wir (meine Kollegen Ingo, Mario, Christian, Nicolai und ich) uns Donnerstags auf, um nach Tralee zu reisen. Tralee liegt ca. 30km von Killarney entfernt, beides im County Kerry im Südwesten von Irland gelegen. Unser Kollege Anthony war bereits vor Ort da Tralee seine Heimat ist. Wir sechs bildeten die Teams Esslingen und Oberboihingen wie folgt:
Team Esslingen Team Oberboihingen
Swim: Mario Hoppe Swim: Ingo Lämmle
Cycle: Christian Herrmann Cycle: Anthony Herlihy
Run: Nicolai Halder Run: Simone Schober
Das erste Abenteuer erlebten wir bereits auf unserer Anreise: Auf Grund eines sprachlichen Missverständnisses (viele Iren neigen zum nuscheln beim Sprechen und haben natürlich ihre eigene Mundart) deuteten wir alle fünf (!) eine angekündigte Verspätung unseres Weiterflug von Dublin nach Kerry falsch und verpassten daraufhin unser Flugzeug. So standen wir mit unserem wieder aus dem Flieger ausgeladenen Gepäck (inkl. eines Fahrrades) am Flughafen in Dublin. An diesem Abend würde es keinen Flieger mehr nach Kerry geben. Wir entschlossen uns daraufhin, einen Mietwagen zu nehmen (dies hatten wir sowieso vor) und fuhren die noch ausstehenden 300km mit dem Auto nach Tralee in unser Hotel. In Irland herrscht Linksverkehr. Nicolai brachte uns – obwohl er zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Rechtslenker Linksverkehr fuhr – sicher ins Hotel (großes Dankeschön nochmal an Dich, Nicolai 🙂 ). Das erreichten wir dann gegen 24.00 Uhr. Leider zu spät, um noch zu Abend zu essen. Dieses bestand für uns alle aus einer Packung Kekse während der Fahrt. Zum Glück hatten wir noch einen Tag zwischen Anreise und Wettkampf!
Den Freitag nutzten wir um zuerst das Werk in Tralee zu besichtigen und danach uns die Gegend anzuschauen. Es verschlug uns zum Muckross House (kurzes Treffen mit unserem Fanclub und Anthony), dem Ladies View (gelegen am „Ring of Kerry), Killarney und Inch Bay (gelegen am „Wild atlantic way“). Dabei lernten wir auch gleich das irische Wetter kennen. Es ist wirklich so, man erlebt in Irland mehrere Jahreszeiten an einem Tag und dies im ständigen Wechsel. Zuerst scheint die Sonne, dann ziehen Wolken schnell herein und es wird stark windig, danach folgt beinahe waagrechter Regen und nach 10 Minuten ist der ganze Spuk wieder vorbei und die Sonne scheint wieder. Die Temperaturen bleiben nahezu konstant, Tags wie Nachts. Einzig der Windchill sorgt für gefühlte Temperaturschwankungen.
- Muckross House
- Irisches Wetter
- Unsere Truppe 🙂
- Ladies View
- Inch Bay
Unsere irischen Kollegen organisierten alles für uns. Nicht mal unsere Startunterlagen mussten wir selbst in Killarney, dem Austragungsort des Hardman, abholen. So fand dann Freitag abends im Hotel unser Briefing und die Ausgabe der Startnummern statt. Davor waren wir alle zum Fototermin geladen, sämtliche Mannschaften gemeinsam und jede Mannschaft nochmal für sich. Auch Brady Ericson war bereits vor Ort. Jeder Teilnehmer erhielt ein BW-Shirt zum Event und zusätzlich vom Veranstalter des Hardman einen Hoodie. Für die Schwimmer und Radfahrer ging der Shuttle zum Start des Wettkampf bereits um 05.00 Uhr früh, wir Läufer durften ausschlafen, denn unser Shuttle ging erst um 11.00 Uhr nach Killarney.
Raceday
Die erste Hürde, die es für mich an diesem Tag zu nehmen galt, war der Nahrungsaufnahme zugeteilt. Bei einem Start zu einem Rennen am Vormittag reicht mir ein kleines Frühstück ca. 2-3 Stunden vorher: Tee und Toast mit süßem Belag. Hier beim Hardman hatte ich aber keine feste Startzeit. Ich wußte nur, das ich wohl gegen 15.00 Uhr (wenn Anthony gut durch seine Radstrecke kommt) starten würde. Wie also die Nahrungsaufnahme gestalten? Ich durfte nicht zu viel aber auch nicht zu wenig vorher essen… Ich entschied mich dafür, ein großes Frühstück am Morgen einzunehmen und um die Mittagszeit noch einen oder zwei Riegel zu essen. Energie-Gele und zusätzliche Riegel würde ich in meinem kleinen Trinkrucksack beim Marathon dabei haben, sowie 2 x 500ml Flüssigkeit, Wasser und Isogetränk. Ebenso Salztabletten, um den Elektrolytverlust durch Schwitzen während des Laufes auszugleichen um Muskelkrämpfe zu vermeiden. Windjacke, Kamera, Smartphone und MP3-Player waren auch noch mit im Gepäck. Auf Läufe >15km ist mein kleiner Trinkrucksack immer dabei, er ist mein „Schildkrötenpanzer“ sozusagen 😉
Gegen 12.00 Uhr kamen wir Läufer an der Transition2 (Wechselzone von Radstrecke auf Laufstrecke) an. Diese war gleichzeitig das Ziel. Hier trafen wir Ingo und Mario, unsere Schwimmer, und beglückwünschen die beiden zu Ihrer erbrachten Leistung. Die beiden erzählen, was sie erlebt hatten und ich war ehrlich gesagt froh, das ich nicht in ein ca. 15° kaltes Wasser am frühen Morgen steigen musste um dort 3,8km zu schwimmen. Ich schwimme gerne, aber ausschließlich in einem Schwimmbecken und nicht im Freiwasser. Und schon gar nicht bei Wassertemperaturen unter 22°.
Die Teilnehmer der olympischen Distanz kamen ins Ziel, die letzten hundert Meter führten direkt am BW-Zelt vorbei und wir feuerten sie an. Unsere Kollegen aus Tralee hatten extra ein Zelt aufgebaut, wo es reichlich zu essen und zu trinken gab. Sogar einen eigenen Physiotherapeuten hatten wir! Und auch Brady Ericson und Nick Bolton ließen es sich nicht nehmen, uns anzufeuern. Sie waren den ganzen Nachmittag und Abend da um uns Sportler zu unterstützen.
Dann spazierten wir den letzten Kilometer der Laufstrecke ab, es war aber immer noch genügend Zeit bis zu unserem Start, die es noch irgendwie tot zu schlagen galt. Anthony und Christian schickten uns regelmäßig Nachrichten, wo sie sich momentan auf ihrer Radstrecke befanden und wann sie ungefähr die Transition2 erreichen würden. Um 15.10 Uhr war es dann soweit: sie kamen zusammen in die Transition2. Beide sahen ziemlich fertig aus. 180km auf dem Rad fährt man ja nun auch nicht alle Tage 😉 Schnell den Transponder (Zeitmessung) an uns Läufer weiter gegeben und nun ging die Reise endlich los! 3 Runden á 14km hatten wir zu absolvieren, 3mal würden wir hier in der Wechselzone und an unseren Kollegen, die uns immer lautstark anfeuerten, vorbei kommen, bevor wir durch den Zielbogen laufen durften.
Nun galt es für mich erstmal, ins Rennen zu finden. Nicolai legte eine Pace an, der ich nicht folgen konnte. Auf langen Laufstrecken muss jeder sein eigenes Tempo laufen. Ganz langsam legte sich die Aufregung in mir und es dauerte ca. 5km lang, bis ich in meinen Laufrhythmus angekommen war. Die Streckenführung war sehr schön! Wellig mitten durch den Nationalpark von Killarney, mit Knockreer und Reen, vorbei an dem Lough Lane (See) mit Blick auf die dahinter liegenden Berge, Ross Castle und Ross Island, die River Walks (diese Abschnitte führten immer wieder an malerischen kleinen Flüßchen entlang) und der Fossa Way zurück zur Transition2:
Folgend ein paar Impressionen der Strecke (wurden von mir während des Laufens aufgenommen, deshalb die etwas mindere Qualität 😉 )
- Lough Lane und Ross Castle
- Reen
- Lough Lane
- Ross Island
- Lough Lane
- Fossa Way
In Runde eins passierte mir mein bisher größter Fauxpas meiner Läuferkarriere: Ich war zu blöd, den Wendepunkt auf Ross Island als solchen zu erkennen. Dieser wurde zwar am Vorabend beim Briefing zur Strecke von Artur eindeutig erklärt, jedoch ging die Erwähnung des Wortes „kone“ irgendwie bei mir unter… Ich wunderte mich einfach nur, weshalb da auf einmal mitten im Weg ein Pylon („kone“) stand?!?!? Ich selbst ging davon aus, das wir zum Beispiel um einen großen Stein oder sonst markantem natürlichen Gegenstand laufen müssten… so lief ich einfach am Pylon vorbei und wunderte mich irgendwann, wieso mir keine Läufer mehr entgegen kamen… da müßte doch Nicolai sein und all die anderen Teilnehmer? Wieso kam da keiner mehr? Ganz einsam war ich dort, und langsam tröpfelte die Erkenntnis in mein Bewußtsein, das ich mich wohl verlaufen hatte! In einem Einzelrennen – mei, ärgerlich, aber halb so wild (ich bin keine Bestzeiten-Jägerin)… aber in der Mannschaft? Das darf nicht passieren! Ich haderte mit mir, ob ich nun umdrehen oder weiterlaufen sollte, denn 100% Gewißheit, das ich falsch unterwegs war, hatte ich nicht. Zum Glück traf ich eine Familie. Ich fragte sie, ob das die „Marathon route of the Hardman“ wäre… die Antwort war:“Oh, no! It´s over there!“ mit Handzeichen in die Richtung, aus der ich gekommen war. AAARRRGGGHHHH!!!! Also wieder zurück! Noch immer hatte ich nicht realisiert, das ich mich am Pylon vertan hatte, sondern zermarterte mir mein Gehirn, wo ich denn wohl falsch abgebogen wäre… dann kam der Pylon in Sicht und ich sah, wie ein Läufer darauf zu lief und einfach um den Pylon herum und dann wieder zurück lief. Wie blöd kann man eigentlich sein?! Also sowas wird mir nie mehr passieren! Ganze 2km zusätzlich hat mich dieser „Ausflug“ gekostet. Vor lauter Ärger war ich den Rest der Runde zu schnell unterwegs, das würde sich später dann noch rächen… Ich kam in die Transition2, die Anfeuerungen aller Kollegen waren so toll und schon war ich in Runde zwei. Die lief am Anfang super (wie auf dem Beitragsbild zu sehen ist, überquerte 10m vor mir eine Herde Dammwild den Weg – awesome!) bis zum ersten River Walk. Dort bekam ich von einer Sekunde auf die andere heftige Bauchkrämpfe. Das Laufen gestaltete sich dadurch die folgenden ca. 20 Minuten sehr schmerzhaft und ich musste viel Tempo heraus nehmen. Trinken ging nur noch in kleinen Schlucken. Essen traute ich mich erstmal nicht. Auf den letzten 3km von Runde zwei meldete sich dann so langsam meine rechte Oberschenkelmuskulatur und die ersten Anzeichen von Erschöpfung und ein Tief machten sich in mir breit. Mir wurde bewußt, das Runde drei hart für mich werden würde. Gehpausen verbat ich mir jedoch in Runde zwei, ich erlag mir selbst die Regel auf, das ich frühestens in Runde drei eine Gehpause einlegen würde. Dann kam endlich wieder die Transition2 und die letzte Runde, Runde drei, brach an. Ingo begleitete mich ein Stück auf dem ersten Kilometer, das tat mir sehr gut. Vielen Dank nochmal an Dich, Ingo 🙂 Er gab mir ein update des Rennens, ich erzählte ihm von meinen Problemen… von meinem Fauxpas und das ich gerade in einer kleinen Krise steckte, die Beine bereits weh taten und ich trotzdem hoffte, eine Zielzeit unter 04.30h zu schaffen. Das flotte Tempo von Runde eins (ich hatte versucht, die zu viel gelaufenen 2km reinzuholen) und die suboptimal verlaufene Woche vor dem Wettkampf (eigentlich sollte man in der Woche vor solch einem Wettkampf Stress vermeiden, viel schlafen und viel und ausgewogen essen um alle Speicher im Körper aufzuladen – wegen unglücklicher Umstände hatte ich jedoch von Montag bis Mittwoch viel Arbeit mit viel Stress, dazu kam wenig Schlaf und das irische Essen ist nun auch nicht unbedingt „sporttauglich“) zollten ihren Tribut. Bei einem leichtem, ca. 300m langen Anstieg legte ich dann meine erste Gehpause ein. Nur den „Berg“ hoch, dann wieder weiter laufen. Gehen tat eigentlich genau so weh wie laufen – deshalb beschloß ich, das ich beim Laufen bleiben würde, denn das würde mich ja immerhin schneller ins Ziel bringen. Mental teilte ich mir die letzte Runde in 5 Abschnitte ein, so daß ich die Abschnitte einen nach dem anderen „abhaken“ konnte. Zudem verabschiedete ich mich von den einzelnen Schildern, welche die gelaufene Distanz auf der Runde in Meilen angaben. Solche mentale Taktiken helfen mir, die noch vor mir liegende Strecke „kleiner“ zu machen. In Abschnitt 3, Ross Island, überfielen mich abermals Bauchkrämpfe, die aber zum Glück schnell wieder vorbei gingen. Dort lief ich auf Kirstie auf, die Läuferin des Teams Tralee2 (sie ist spontan für den ursprünglichen Läufer des Teams, welcher sich verletzt hatte, eingesprungen – großer Respekt!), wir klatschten uns ab und ich zog von dannen. In Abschnitt 4 gönnte ich mir nochmal eine kurze Gehpause von wenigen hundert Metern. Dann, endlich war ich in Abschnitt 5 (Fossa Way – the way to the finish line 😉 ) angekommen. Ein letzter Abschiedsgruß:
Und dann – Endlich! Endlich war das Ende der Tortour von Runde drei absehbar! Auf den letzten 800m wurde ich vom polnischen und britischen Team in Empfang genommen und sie liefen mit mir mit. Dann warteten noch Ingo, Mario, Christian und Nicolai auf den letzten 300m und auch sie liefen mit mir mit! Das beflügelte mich so sehr, das ich sogar noch einen ordentlichen Sprint ins Ziel zu Stande brachte. Mit so viel Begleitung bin ich noch nie durch einen Zielbogen gelaufen! YIIHAAA!!!
Das Glück über die erbrachte Leistung und die Erleichterung, welche einen überschwemmen, wenn man nach solch einem Lauf ins Ziel kommt, kann man nicht in Worte fassen.
Mein Split für 44km Run: 04:33:14
Systemcheck: heftigster Muskelkater in den Beinen der ganzen Saison, Rest alles in Ordnung
Fazit: Habe ich „Asphaltblut“ geleckt? Ja! Definitiv – wenn die Landschaft schön ist, wird der Untergrund, auf dem ich laufe, erstmal zweitrangig. Ich kann mir zwar niemals vorstellen, einen Stadtmarathon zu laufen, aber Landschaft auf jeden Fall. Trailrunning ist im Nationalpark von Killarney übrigens auch möglich, ich habe sehr viele Trampelpfade gesehen – zum Entdecken blieb mir jedoch keine Zeit.
Anbei noch ein Bericht über die erste Disziplin:
Mario Hoppe (Team Esslingen, Swim):
Nach intensiver Vorbereitung in deutschen und griechischen Gewässern (Hallenbad, Freibad, Badesee und Mittelmeer) war ich in guter Verfassung und freute mich auf meinen ersten Ausdauerwettkampf im Freiwasser. Die Unsicherheiten und die Nervosität kamen nicht von der Renndistanz, sondern von den Unbekannten wie der Startzeit (06:30 Uhr), der Wassertemperatur (16-18°C) und dem Massenstart mit rund 100 Athleten.
So begann der Wettkampfmorgen um 4:00 Uhr. Nach einem kleinen Frühstück fuhren alle Schwimmer und Radfahrer von BorgWarner gemeinsam mit dem Bus zirka eine halbe Stunde zum Wettkampfort. Stille regierte den Bus, es wurde kaum gesprochen. Bei beinahe vollständiger Dunkelheit erreichten wir um 05:45 Uhr den Start beim Golfklub von Killarney. Die Organisatoren waren mit dem Aufbau beschäftigt. Die Sportler registrierten sich und begannen sich für das Rennen vorzubereiten. Mit den nackten Füßen im kalten, feuchten Gras zog ich meinen Neoprenanzug an und konnte mir noch nicht vorstellen, was mich gleich erwartete. Der Start rückte schnell näher. Langsam wurde es heller und schon wurde der Countdown zehn Minuten bis Race-Start angekündigt. Alle begaben sich ins kalte, dunkle Wasser und wateten über den steinigen und schlammigen Seegrund zum Wasserstart. Viele richteten ihre Schwimmbrillen, machten einige Züge im Wasser und wünschten sich viel Glück. Mit dem Beginn der letzten zehn Sekunden vor dem Start fingen alle an zu klatschen. Dann ertönte das Starthorn. Knapp 100 Schwimmer stürzten sich ins kalte Nass. Für mich begann das Rennen sehr unruhig. Viele Zusammenstöße mit anderen Athleten ließen einen Schwimmrhythmus nicht zu. Ständig musste ich anhalten, um mich zu orientieren. Obwohl es sich nach der ersten Boje etwas entzerrte, blieb die Orientierung schwierig. Gefühlt schwamm ich einen richtigen Zickzackkurs. Ich versuchte mich an anderen Schwimmern zu orientieren um einen Rhythmus zu finden. Langsam klappte es besser. Die nächste Überraschung wartete an der dritten Boje. Der Wasserstand des Sees war so niedrig, dass man einige Meter im Wasser gehen musste um die Boje zu umrunden. Danach fand ich immer besser ins Rennen. Außer etwas kalten Füßen setzte mir die Wassertemperatur nicht zu und ich klemmte mich hinter andere Athleten. Zu Beginn der zweiten Runde kam nun die Sonne intensiv heraus und machte die Orientierung leichter. Der Rhythmus war gefunden und das Rennen ein reiner Genuss. Ich versuchte das Tempo zu erhöhen und einige Plätze gut zu machen. Dass der Kraftverbrauch hoch war, merkte ich erst beim zweiten Umrunden der Flachwasserboje zu Fuß kurz vor Schluss. Mein Körper schien sehr schwer und die Schritte waren unsicher. Auf den letzten 300m reichte es noch für einen kleinen Endspurt, ehe ich über die Holzplanke am Pier aus dem Wasser kletterte. Die Übergabe des Transponders an Christian lief ohne nachzudenken. Nach 1h 20min und mindestens 3,8km war der erste Ironman-Wettkampf meines Lebens im Wasser Geschichte. Es war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde und das nach mehr verlangt. Die Zeit will unterboten werden J.
Post Race + BorgWarner Ceremony
Leider kam ich nicht mehr in den Genuß, von unserem Physiotherapeuten massiert zu werden. Um 19.45 Uhr lief ich durch das Ziel, um 20.00 Uhr ging unser Bus zurück nach Tralee ins Hotel. Die Zeit reichte gerade, um mich umzuziehen. Während der Busfahrt konnte ich mich ein wenig erholen. Fragt bitte nicht, wie sich das Aussteigen aus dem Bus gestaltete – Gazellengleich war es auf jeden Fall nicht 😉
Um 21.00 Uhr gab es Abendessen im Hotel und danach fand die BorgWarner Ceremony statt. Die Bilder des Tages wurden gezeigt, unsere BW-Fotografin Mary war für uns alle den ganzen Tag auf den Beinen um Fotos von uns zu machen. Ansprachen von Nick und Brady, denen die Begeisterung und der Respekt gegenüber unser aller erbrachten Leistungen deutlich anzumerken war. Diese Aktion soll in Zukunft wachsen – regelmäßig alle zwei Jahre. Jeweils in Amerika, Asien und Europa treten BW-Teams bei einem Langdistanz-Triathlon wie z. Bsp. dem Hardman gegeneinander an und die besten Teams der Kontinente dürfen dann zur „BW-Weltmeisterschaft“ reisen und ihr Können unter Beweis stellen. Motivierende Aussichten 🙂
Jeder Teilnehmer erhielt ein Teamfoto, welches am Vorabend von einem Profi-Fotograf gemacht wurde und dazu noch einen kleinen Pokal. Dieser wurde von den Kollegen aus Tralee in Handarbeit selbst hergestellt. Eine sehr schöne Erinnerung!
Das diesjährige Siegerteam aus Polen erhielt zusätzlich noch eine XL-Version des Pokals 🙂
Hier kommen die Ergebnisse der Mannschaften:
Auf ein weiteres Mal! Ich für meinen Teil habe ja noch großes Verbesserungspotenzial… *g*
Hier noch ein paar Impressionen des Wettkampfes, alle ©Hardman:
- Radstrecke Ring of Kerry
- Christian, Team Esslingen
- Die Gewinnerin der Langdistanz, Christina MACKENZIE
Danksagung
Ich möchte mich bei BorgWarner, insbesondere Brady Ericson für seine Zustimmung zur Realisierung und Ermöglichung für uns alle, an diesem sportlichen Ereigniss teilnehmen zu können, danken. Ich möchte mich bei Nick Bolton und seinem gesamten Team aus Tralee für ihre herzliche Gastfreundlichkeit und der „Rund um Sorglos-Paket“- Organisation und Betreuung bedanken. Das war klasse was Ihr da für uns auf die Beine gestellt habt! Und besonders bei Artur Novak für seine großartige Idee, welche das Ganze erst ins Rollen gebracht hat.
Besonderer Dank geht an meine Teamkameraden Ingo, Nicolai, Mario, Christian und Anthony. Ihr seid die besten Kollegen, die man haben kann und die Tage in Irland mit Euch zusammen werde ich nie vergessen. Es hat riesigen Spaß gemacht! 🙂
Danke an die Teams aus Polen, Spanien, Portugal, Ungarn, Irland, Großbritannien und Deutschland für den fairen und familiären Wettkampf!
Danke an unseren Fanclub Linda, Andreas und Julian für die Anfeuerungen während des Rennens.
Danke an meine Kollegen Frank, Osman, Varol, Serkan, Michael, Tatjana, Timo, Stefan, Alexandrina und all die anderen, die zu Hause im Werk Oberboihingen die Stellung gehalten haben. Danke an Lisa und Kerstin für die Organisation und Korrespondenz mit Tralee.
Danke an alle, die uns die Daumen gedrückt haben!
Besonderer Dank geht an meine Frau und Familie, die mich aus der Ferne mental unterstützt haben und immer an mich glauben ❤
Klingt nach einem tollen Erlebnis! Kopf nicht hängen lassen wegen so nem kleinen Fauxpas – alles schon vorgekommen 😉
Hihihi kleiner Fauxpas ist gut 😀
War klasse auf jeden Fall – jeder Zeit wieder!