Schliersee – Jägerkamp – Bayrischzell

Gestern stand der letzte lange Trailrun an innerhalb der Vorbereitung auf den Karwendellauf am 30.August. Von München aus mit der Bahn gut erreichbar – das Mangfallgebirge. In nur einer Stunde ist man bequem per BOB entweder in Bad Tölz, Lenggries, am Tegernsee, am Schliersee oder in Bayrischzell. Diesmal sollte es von Schliersee aus über Neuhaus, Jägerkamp (1746m), Taubenstein (1692m) und Rotwand (1884m) nach Bayrischzell gehen. So war die Theorie……die Praxis sah aber natürlich anders aus 😉

In dieser Jahreszeit beherrschen die Gewitter das Bergwetter, zumindest solange sich noch kein stabiles Hoch mit einhergehenden Hundstage  über die südlichen Regionen der Republik gelegt hat. Seit Mittwoch beobachteten wir über verschiedene Wetterportale die Entwicklung für´s Wochenende. Stabilität (auf das Wetter bezogen) und Einigkeit (auf die Vorhersagen bezogen) sieht anders aus. Klar war nur, das die Regenjacke mit musste und das die Tour so angelegt ist, das an verschiedenen Stellen Abstiege in Richtung Tal und Bahnlinie möglich sind. Letzteres stellt zwischen Schliersee und Bayrischzell jedoch überhaupt kein Problem dar, die Bahnstrecke der BOB verläuft strategisch optimal. Es gibt 4 zusätzliche Haltestellen dazwischen und stündlich verkehren die Bahnen. Wir legten uns darauf fest, das wir – sollten keine Unwetterwarnungen für diese Region ausgerufen werden – früh morgens losfahren würden.

Die erste Bahn fährt um 07.05 Uhr am München Hbf los und um 08.00 Uhr stiegen wir dann schon am Schliersee aus der BOB aus. Blauer Himmel und Temperaturen um die 20° empfingen uns.

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Erstmal ging es zur Ruine Hohenwaldeck. Ausserhalb des Waldes ständiger Blick auf den Schliersee, immer weiter an Höhe gewinnend.

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links der Bildmitte die Gindelalmschneid (1335m), unser erster Gipfel dieses Jahr

Plagen und Quälen wollten wir uns nicht, also wurden alle Anstiege in mal mehr und mal weniger flottem Tempo gehiked 🙂 Irgendwie war bei mir gestern die Lust mehr auf hiken statt nach trailrennen. Ich merke die letzten beiden Wochen deutlich, das schon ein wenig die Luft bei mir raus ist – eher mental als körperlich. Mir fehlt der mentale Biss, meinen Puls in hohe Höhen zu treiben. Die Saison währt schon lange, und so richtig mal Pause habe ich weder im letzten noch in diesem Jahr gemacht. Also Dauersaison……ich habe dieses Jahr so viel Kilometer und so viel Höhenmeter in meinen Beinen wie ich noch nie vorher gehabt habe. Da dies mein erstes Ultrajahr ist und ich (noch) nicht auf Erfahrungen zurück greifen kann, weiß ich im Moment nicht, wie die Lage einzuschätzen ist. Ob ich gerade nur in einem kurzzeitigen Zwischentief hänge oder ob es sich um Signale meines Körpers und Geistes handeln, das jetzt erstmal gut ist mit der starken Anstrengung und eine ausgedehnte Pause mit nur wenigen und kurzen Läufen nötig ist…. deshalb habe ich beschlossen, mit meinen Kräften die nächsten 3 Wochen bis zum Karwendellauf (52km, 2281HM) zu haushalten, denn auf den freue ich mich noch sehr und ich will den auf jeden Fall schaffen können. Zum Halbmarathon der Zugspitz-Trailrun-Challenge (23.08.2014) sind wir auch noch gemeldet.

So waren wir eher gemütlich unterwegs, genossen die Trails trailrennend eben im flachen und im Downhill, die großartige Landschaft um uns herum und zu quatschen gab´s ja auch jede Menge.

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Im Wald war es streckenweise so dunkel, das ich schon fast eine Stirnlampe hätte gebrauchen können. Trotz gemütlichen Tempos waren wir dann doch recht flott an der Ruine Hohenwaldeck angekommen, die als solches schwer zu erkennen ist. Haufenweise große und kleinere bemooste Felsbrocken und Mauerreste liegen dort herum. Mauerreste konnte ich nicht erkennen, aber für sowas gibt´s ja immer Informationsschilder. Kein Wunder, denn die Burg wurde am Ende des 15. Jahrhunderts von einem Felssturz zerstört.

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Es folgte der Abstieg nach Neuhaus, immer am Ortsrand vorbei und grob in Richtung Spitzingsee. Dort beginnt dann der Aufstieg zum Jägerkamp (1746m). erst auf einem Forstweg, ein kurzes Stück an der Spitzingstraße entlang und dann geht es in einen Steig.

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Ein wunderschöner Steig! Nicht zu steil geht es bergauf, erst dominiert der Wald, weiter oben wird es etwas lichter und Blumen über Blumen säumen den Trail. Hier stellte sich auch wieder richtig die Lust darauf ein, was ich gerade tat….unterwegs zu sein in den Bergen 🙂

Kurz vor der Jägerbauernalm eröffnet sich dann ein schönes Panorama auf den Jägerkamp

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An der Jägerbauernalm sind wir dann erstmal eingekehrt, ein großes Apfelschorle fand in null komma nichts den Weg durch unsere Kehlen, erfrischte und gab wieder Schwung und Elan für die letzten zu bewältigenden Höhenmeter zum Gipfel des Jägerkamp. So schön, durch dicht bewachsene Latschenkiefern ging es hoch

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Was an der Jägerbauernalm noch nicht so ersichtlich war, offenbarte sich dann im Aufstieg – die Wolken begannen, sich zusammen zu ziehen

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Dieser Gipfel geht wohl als bevölkertster Gipfel in die Annalen diesen Jahres ein. Ein kleines Bergerl, dieser Jägerkamp, der sich jedoch wieder als hervorragender Aussichtspunkt herausstellte

Rasch zogen die Wolken zusammen – so rasch, das wir unterhalb der Schnittlauchmoosalm beschlossen, nicht weiter über den Rauhkopf in  Richtung Taubensteinhaus zu gehen, sondern gleich zur Krottenthaleralm abzusteigen. Das hohe Risiko, dass das Gewitter in der nächsten halben Stunde losbrechen könnte stand uns klar vor Augen

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Dort wollten wir hin

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Von dort kamen wir

Dieser Abstieg wurde von nicht vielen Leuten begangen – der Trail war sehr schmal und zwischendurch hegte ich die Sorge, das er plötzlich aufhört. Die rettende Alm wäre jedoch auch weglos zu erreichen gewesen

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Den Weg haben wir schließlich genommen

Von dort aus ging es einen langen und mitunter recht steilen, jedoch flüssig laufbaren Forstweg oberhalb des Krottenthaler Grabens hinunter ins Tal

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Am Talboden angekommen, brach das Gewitter los und wir wurden auf unseren letzten 5km nach Bayrischzell ordentlich geduscht. Die Berge waren ringsum komplett in Wolken gehüllt, immer wieder donnerte es. In einer kleinen Hütte am Auffüll- und Entsorgungsplatz für Wohnmobile konnten wir uns in trockene Wechselklamotten schmeissen. Auf Gehetze zum Bahnhof verzichteten wir, statt dessen ging´s erstmal in den Supermarkt und danach noch in einer Bäckerei zum Kaffee trinken. Gemütlich fuhren wir um halb vier wieder nach München zurück 🙂 Mit Regnen hörte es erst kurz vor Holzkirchen auf.

Kaputt fühlte ich mich hinterher nicht. Die Beine waren etwas schwer, das war alles. Obwohl alle um uns herum in der Bahn gepennt haben, hatten wir noch Energie um zu quatschen. Ok, nach dem Abendessen gingen bei mir dann die Lichter aus und vom TV hab ich so gut wie nichts mehr mitbekommen. Alles in allem bin ich jedoch sicher, das noch nicht Schluss ist mit der Saison 🙂

http://www.movescount.com/de/moves/move37810275

 

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