Diese Woche stand Regeneration auf dem Programm. Eine selbst verordnete Laufpause bis zum Samstag war angesetzt und – sollte ich bis dahin noch keine Trailrennerei-Lust verspüren – auch bei Bedarf verlängert werden. Ausreichende Regeneration nach einem Ultra ist genauso wichtig wie die Vorbereitung auf einen Ultra.
Nun gibt es ja viele verschiedene Möglichkeiten sich zu regenerieren – das richtige Rezept was taugt und letztendlich die nötige Wirkung für die Erholung des Körpers und des Geistes hat muss jeder für sich selbst herausfinden. Bei mir funktioniert am besten eine Mischung aus passiver und aktiver, innerlich und äusserlich angewendeter Regeneration.
Direkt nach Beendigung eines Ultras oder langen Laufes oder intensiver Einheit fange ich schon damit an, die für mich notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Die sofortige Erstversorgung besteht immer aus einem Proteinriegel und/oder proteinhaltigem Getränk und Obst. Da ich mich nicht blind darauf verlassen will, dies im Finisherbereich eines Trailevents vorzufinden (ausser das Obst – das gibt´s immer), packe ich mir meine „Helferlein“ in den Beutel mit Wechselklamotten. Oder ich hab selbige im Auto deponiert. Ich gehöre zu denjenigen, die sich sofort nach Beendigung eines Laufes in trockene Klamotten schmeissen muss, da ich alles – egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter komplett durchtranspiriere. Und wenn mein Körper aufhört zu arbeiten, stellt dieser auch die Wärmeproduktion ein. Die Folge ist klar – ich friere dann sehr schnell. Unangenehm und äusserst gefährlich sich einen Infekt einzufangen. Deshalb immer sofort umziehen oder sofort unter die Dusche. In der Regel folgt dann 2-4 Stunden später, je nach dem wann der Kohldampf kommt, eine ausgewogene Mahlzeit mit hochwertigen Kohlenhydraten, viel Gemüse und einem Proteinanteil. Ich ernähre mich weder strikt vegan oder vegetarisch – habe aber überhaupt kein Problem damit, wenn meine Mahlzeit vegan oder vegetarisch ausfällt – für mich steht der Genuss beim Essen im Vordergrund – schmecken muss es und gut tun muss es. Auf vegane Ernährung umzustellen käme für mich niemals in Frage – ich liebe Quark, Joghurt, Käse, Milch & Co und kann mir ein Leben ohne selbige Lebensmittel überhaupt nicht vorstellen. Sojamilch oder Hafermilch ist ok, kann für mich jedoch geschmacklich bei einem selbstgemachten Latte Macchiato oder Milchkaffee die leckere Fetthochprozentige Vollfrischmilch nicht ersetzen. Es gibt viele Läufe, bei denen ich mich bereits auf den letzten Kilometern genau darauf freue 🙂
Nach dem ZST reagierte mein Körper zum Teil jedoch nicht so, wie ich es eigentlich und normalerweise gewöhnt bin. Die Erstversorgung hat geklappt und ich hab den Riegel runter bekommen – wenn er auch etwas schwerer zu kauen war als sonst. Flüssiges lief ohne Probleme den Hals runter und im Finisherbereich gab es eine kleine Portion ordentliches Essen – Risotto mit Soja und Gemüse. Das hatte gut getan. Als wir zurück in der Pension waren, ging´s erstmal unter die Dusche – meine Haut war noch nie so versalzt 😉 Und die Einreibung meiner brennenden Beine mit kühlendem Arnika Fluid und Kompression für Waden und Oberschenkel war genau das Richtige.
Von Hunger keine Spur – schlafen ging nicht, nur ausruhen (das kenne ich aber, das ich nach einem sehr langen Lauf die erste Nacht nicht gut schlafen kann aber gar nicht war neu), die brennenden Beine und das an V10 in mich hinein geschüttete Koffein hielten mich wach. Erst als wir bereits 2 Stunden im Bett lagen bekam ich Hunger aber von Appetit keine Spur. Ein Brötchen, eine Dose Wurst und ein Ei fanden den Weg in meinen Magen. Mehr war nicht drin. Dieser Zustand – also Hunger ohne Appetit zog sich bis Montag Abend hin. Es war als ob mein Magen innerhalb eines Tages auf die Hälfte zusammen geschrumpft war. Ok, solch ein Ultra ist eben doch was anderes als ein langer Lauf. Bin ja schon ganz gespannt darauf, ob sich dieser Umstand beim nächsten Mal (Karwendellauf am 30.08.) wieder einstellt.
Am Sonntag hielt sich der Muskelkater dann noch halbwegs in Grenzen, wurde jedoch zum Abend hin immer stärker. Nachmittags habe ich meine Beine noch mit der Blackroll bearbeitet, das konnte ich mir dann aber abends und die nächsten Tage überhaupt nicht mehr vorstellen und deshalb hab ich es auch bleiben lassen. Dehnen war angenehmer. Ab Dienstag normalisierten sich dann wieder sämtliche Körperfunktionen und mein Hirn funzte auch wieder fast vollständig, ich hatte die ganze Zeit einen Bärenhunger und enthielt meinem Körper nichts vor. Ab Mittwoch war der Muskelkater vorbei – fast schon war ich ein wenig traurig darüber, das der Kater meine Beine so schnell verlassen hatte 🙂 Mein Geist brachte Montag und Dienstag gerade soviel Energie auf, um uns von Grainau nach München und mich dann von München nach Nürtingen mit dem Auto sicher durch den Verkehr zu chauffieren. Der Schlaf war ab Sonntag tief und fest und lang.
Nun war es an der Zeit, mit aktiver Regeneration zu beginnen zumal ich ab Mittwoch wieder arbeiten musste. Mit dem Fahrrad zur Arbeit war kein Problem, und am Nachmittag ging´s dann zum Schwimmen – für mich die beste Alternativsportlerei zur Trailrennerei – und mal ehrlich – gibt es bei solch einem Wetter einen schöneren Platz um aktiv zu regenerieren? Für mich nicht 😉
Am Freitag gönnte ich mir dann noch Massage – Thai Massage. Hier wird man weniger geknetet – sondern gedrückt, gedehnt, in absurde Verrenkungen verzogen – um die Energien im Körper wieder in den richtigen Bahnen fliessen zu lassen. Kein Muskel, der an den jeweiligen Energiepunkten gedrückt wurde, tat weh. Perfekt! Ein Zeichen, das ich keine Verspannungen oder Blockaden – äusserlich wie innerlich- derzeit mit mir herum schleppe oder der ZST hinterlassen hatte.
Gestern machten wir uns dann zu unserem ersten after-Ultra Läufchen auf. Der Anfang war etwas schwer, aber bereits nach 10 Minuten lockeren Traben wusste mein Körper wieder, wie Laufen funktioniert.
Heute ging es dann schon viel besser, ein schöner gemütlicher Trailrun von der Haustüre weg ließ uns wieder in unser gewohntes und so viel Spaß bereitendes Freizeitvergnügen zurück finden. Die Erdbeeren waren der Hammer und die besten, die ich je von den Erdbeerfeldern auf dem Galgenberg gegessen habe – und in ein paar Wochen wird es MASSEN von Brombeeren geben 🙂
Der Trailrun heute hat gezeigt, das die Woche der Regeneration optimal verlaufen ist – ab sofort heißt es wieder:
Let´s rock Trailrennerei!