Gestern fand zum 26. mal der Hohenneuffen Berglauf statt. Auf einer Strecke von 9,3KM müssen 436HM (kumuliert 550) überwunden werden. Ich nahm zum vierten Mal teil, lief meine langsamste Zeit (01:05:25 brutto) dort bisher und hatte somit meine mir auferlegte Vorgabe erfüllt.
Warum so eine Vorgabe? Die Veranstaltung war für mich nur der Auftakt, sozusagen ein warmlaufen für das was noch folgen sollte….und ich wollte mich nicht schon am Anfang abschiessen.
Am Samstag die Startunterlagen geholt, alles was ich für mein Abenteuer (eigentlich ist es ja nur die Vorbereitung auf den ZST) benötigte zusammen gesucht so das ich am Sonntag morgen nur noch packen musste
Das erste Mal zum Einsatz kommend: der neue Trinkrucksack von RAIDLIGHT, Trail XP6. Lt Hersteller mit einer Trinkblase von max 2,5l kompatibel. Ich habe aber eine volle 3l-Trinkblase untergebracht inkl. Riegel, Gels, Kleinkram wie Geld, Kamera, Smartphone, eine leichte Weste, Armlinge sowie ein Unterhemd und Shirt zum wechseln. Arg viel mehr wäre nicht mehr reingegangen, für einen Trailrun mit geforderter Pflichtausrüstung wie beispielsweise beim ZST nicht geeignet, es sei denn, es ist so kühl, das man sämtliche Warmkleidung bereits am Leib trägt.
Um dreiviertel neun morgens wurde ich dann von meinem Support-Team (Vielen Dank Mama + Papa!) abgeholt und zum Start in Linsenhofen gefahren. Die beiden fuhren weiter zum Ziel, freundlicherweise meine Ausrüstung mitnehmend, so das ich nur mit einer 250ml Softflask bewaffnet an den Start gehen konnte.
Die Streckenführung beim HN-Berglauf beinhaltet immer wieder Flach- und Bergabpassagen, eignet sich daher wunderbar für Berglaufrookies und ist mit ein wenig Bergtraining auch für Flachläufer zu bewältigen. Mit nur €12 Startgebühr inkl. Kleidertransport und Shuttleservice und einer super Orga gibt´s hier mal gar keinen Grund rumzumäkeln.
Etappe 1: Hohenneuffen Berglauf (km 0 bis 9,3)
Pünktlich um 09.30 Uhr fiel der Startschuss. Der Himmel war bewölkt und es hatte 12°, also perfektes Berglaufwetter. Es gibt zwar eine elektronische Zeitnehmung mittels einem Transponder (ohne Leihgebühr!), aber sobald der Startschuss gefallen ist, läuft für alle bereits die Zeit, egal ob man bereits über die Startlinie gelaufen ist oder nicht. Somit sind die Zielzeiten allesamt als Bruttozeiten zu betrachten. Wer für sich eine genaue Zeitmessung will, muss sich selbst darum kümmern. Das schmälert aber keineswegs den Charme dieser kleinen Veranstaltung, an der im Schnitt 400 Läufer und Walker teilnehmen. Ich habe es gestern das erste Mal geschafft, mich nicht mitreissen zu lassen, sondern mein Tempo konsequent zu laufen. Etwas schneller als ich sonst dort unterwegs bin , aber auch nicht zu schnell um meine Kräfte einzuteilen. Ok, zum fotografieren hab ich mir keine Zeit genommen 😉 Als Finisherpräsent gab´s ein Multifunktionstuch von LAFUMA, dem neuen Sponsor des Berglaufs. Nach einer guten Stunde war ich im Ziel, zufrieden und voller Vorfreude auf die nächsten Etappe(n). Nach einem halben Riegel, trocken Shirt anziehen, in Ausrüstungsschale werfend und ein wenig Smalltalk und Fachsimpelei mit Bekannten plus Verabschiedung meiner Eltern ging´s dann weiter….
Etappe 2: Trails, Trails, Trails (km 9,3 bis km 29)
Jetzt freute ich mich erstmal auf die vielen Trails, die ich unter die Füße bekommen würde. Eine Anreihung der schönsten Abschnitte rund um den Hohenneuffen und Bassgeige. Zuerst ein Downhill zur Neuffener Heide
hinunter, bei dem sich gleich mal die Oberschenkel meldeten. Etwas ungewohnt, aber ich renn dort auch in der Regel nicht mit 4kg auf dem Rücken rum. Dann die Querung zum Bauernloch, ein Trail, der mich jedesmal verzückt. Leicht abfallend, kann man hier alle Bremsen aufmachen und einfach nur genießen
Dann kommt man zum Bauernloch, wo sofort ein steiler Aufstieg beginnt, Serpentine um Serpentine. An sehr guten Tagen schaffe ich es, den unteren Teil davon zu laufen. Gestern ging nur gehen, war aber egal, denn beim ZST werde ich die Anstiege auch gehen und nicht laufen.
Au Backe, das war ein ziemlicher Wadenzwicker und es lief alles andere als rund. Ich machte mich schon auf eine dicke mentale Prüfung bereit, die anvisierten 45km für heute zu schaffen. Das würde schwer werden. Immer das Positive sehen und jegliche Schwierigkeit, die sich mir während eines Laufes in den Weg stellt, zu nutzen, zugleich diese als Übung und Aufgabe zu sehen die einer Lösung bedarf welche ich dann bei einem Wettkampf schon parat haben könnte. Ich hegte die Hoffnung und habe auch die Erfahrung, das sich ein Flow ja immer noch einstellen könnte und lief, oben angekommen und mit dem Wissen, den schwersten der heutigen Anstiege nun bereits hinter mir zu haben, einfach weiter ohne mir groß Gedanken zu machen. Ablenkung, nicht in negativen Gedanken festfressen. Zuerst auf dem HW1 nach Erkenbrechtsweiler, wo mich ein tolles Wolkenspiel in den Bann zog und ich irgendwie immer an UFO denken musste
Gleich nach dem Ort kommt man zur Bassgeige, ein Berg, der auf Grund seiner Formation diesen Namen bekommen hat. Erstmal weiter entlang auf dem HW1 zum Brucker Fels
Dann quert man oben am Trauf rüber zum Beurener Fels
Nun ging es auf einem der flowigsten Trails, die ich kenne, runter in Richtung Beuren, zum alten Sportplatz. Hier sonnten sich 2 Schlangen mitten auf dem Weg. Bemerkt hab ich die Beiden erst, als sie aufgeschreckt ins Gebüsch flüchteten. Eine davon war locker über ein Meter lang, sooo große Schlangen habe ich hier noch nie gesehen. Ein Stück auf dem Philosphenweg und gleich den ersten Trail wieder nehmend, ging es wieder hoch auf die Kante, der letzte Albaufstieg für heute
Und, wie man sehen kann, auch in Richtung Hohenneuffen zurück. Da langsam mein Bedürfnis nach einem Apfelschorle immer präsenter wurde, hatte ich 2 Möglichkeiten: Entweder nochmal auf die Burg, oder zum Sportplatz Lettenwäldle, wo mich mein Weg sowieso vorbei führen sollte. Ich entschied mich für die zweite Option, mit gleichzeitigem Gebet schickend, das diese auch offen haben würde.
Ich hatte Glück! Innerhalb 2 Minuten war die Apfelschorle bereits Vergangenheit und ich nutzte den sonnenbeschienenen Parkplatz und warmen Asphalt fur eine Pause. Ein bißchen Zerstreuung bei einem Telefonat mit Katja finden, denn es galt, mich auf die letzte Etappe vorzubereiten……
Eatppe 3: Tschüss Alb, jetzt geht´s für mich nach Hause (km 29 bis km44)
Hiervor hatte ich am meisten Bammel: der lange Ritt durch´s Tiefenbachtal. Ein sehr schönes Waldgebiet, das von Beuren im Süden, dem Neuffener Tal im Westen, Owen und Dettingen im Osten sowie der Hahnweide, ein Segelfluggelände, im Norden begrenzt wird. Es führt nur eine Landstrasse hindurch und abgesehen vom Flugbetrieb im Sommer herrscht hier schon 5 min abseits dieser einzigen Strasse Ruhe. Trails kommen hier nur in geringer Anzahl vor, sind meistens nur wenige hundert Meter lang oder sie wurden durch schweres Forstgerät zerstört. Trotzdem ein Laufgebiet, das wunderschöne Ecken bietet und wegen seiner hügeligen Geländestruktur auch durchaus seinen Anspruch hat. Ich habe dort eine Halbmarathon-Runde, gespickt mit drei Anstiegen, die 600HM auf den Tacho bringen. Also nicht ohne für Albvorland.
Ich laufe öfters vom Tiefenbachtal aus auf die Alb, und daher weiß ich, das der Weg zurück meistens lang und zäh wird. Meine gestrige Strategie war simpel und zugleich eine Premiere in meinem Läuferdasein: Ich würde mit Musik diesen Abschnitt laufen! Also meinem *einfacher geht´s nicht*MP3- Player eingepackt, auf Zufallswiedergabe gestellt und die Stöpsel ins Ohr verfrachtet. Wow! Coole Sache, muss ich schon sagen, das war sicherlich nicht das letzte Mal, das ich mit Musik laufe. So kurzweilig habe ich das Tiefenbachtal noch nie erlebt. Der MP3-Player wird auf längeren Ausflügen fester Bestandteil meines Equipments, das ist sicher. Und wie es der Zufall so wollte, genau in dem Moment, wo ich vom Marathon in den Ultra übergelaufen bin (auf dem Ersberg), kam „4Trails“ von TOBA. Ein Zeichen? Das lass ich so stehen ohne mir weitere Gedanken zu machen 😉
Von dort musste ich dann nur noch knappe 2km durch die Stadt, vorbei am Haus meiner Eltern, das zur Zeit eine Verführung im Vorgarten bietet, der ich jedoch Stand hielt (in erster Linie aber deswegen, weil meine Eltern nicht zu Hause waren): Ein Meer von Walderdbeeren…..
Und ehe ich mich versah, stand ich auch schon vor meiner Haustüre und war
Sehr praktisch, einen Ultra an der Haustüre zu beenden…..kein umständliches umziehen am Auto, keine Heimfahrt…..einfach nur die Treppen hoch und alles steht so zur Verfügung wie man es braucht!
Das war er also…..mein erster, wenn auch klitzekleiner Ultra…..hat großen Spaß gemacht und ich nehme einige Erkenntnisse daraus mit:
1. Die Gewissheit, das der ZST auf jeden Fall machbar ist und ich relativ gut durchkommen kann (abgesehen von leicht müden Beinen und etwas Muskelkater in den Adduktoren geht´s mir prima heute)
2. Allein geht´s gut einen Home-Ultra zu laufen und das werde ich auch wiederholen, jedoch hat mir Katja schon gefehlt und zu Zweit oder in der Gruppe macht´s eben auch viel Spaß
3. Ich wusste nicht, das ich soo schnell ne Apfelschorle runter kippen kann
4. Der Rucksack hat sich als absolut tauglich heraus gestellt. Vom Tragekomfort kann er zwar mit meinen SALOMON nicht mithalten, der Vorteil liegt jedoch eindeutig im Trinkblasenvolumen. Das Wichtigste bekommt man unter, und er bounct auch nicht im voll gepackten Zustand. Mein Shirt ist auch heil geblieben, keine Beschädigungen durch Abrieb.
5. Das Zuhause als Ziel auszuwählen ist erste Sahne
6. und wichtigste Erkenntnis: Ich bin auf dem richtigen Weg!
Der Move: http://www.movescount.com/de/moves/move32814402
Die Fakten:
- Aufstieg vom Bauernloch
- Ausstieg an den Parkplatzfelsen
- Blick Brucker Fels auf Tiefenbachtal
- flowiger Downhill
- letzter Anstieg
- ob fliegen schöner wäre?
- Baum
- in Richtung Stadt
Klasse Neckarine!
Herzlichen Glückwunsch für diese Leistung. Jetzt etwas Tempo rausnehmen, dann klappt das mit dem „ZST“.
Bis bald
rigi
Danke! Auch für Eure Unterstützung 🙂
War ein schönes und spannendes Erlebnis und es lief viel leichter als gedacht, das macht zuversichtlich und bringt Sicherheit.
Gruß Simi